Schillernd glänzend erscheint Silber als Metall im Außen, sehnsuchtsvoll sein arzneiliches Pendant im Inneren. Die Homöopathie kennt metallisches Argentum bislang nur wenig, am ehesten als organotropes Mittel mit Bezügen zum Kehlkopf oder zu den Hoden.
Ein lebendiges und umfassendes Verständnis für dieses Edelmetall fehlte. Gemeinsam mit den Prüfern der Boller Blindprüfung erarbeitet Jürgen Becker einen Zugang zu den Wesenszügen des Silbers.
Thomas Nasterlak beginnt mit einem offenen und mutigen Bericht über intensive Träume während seiner Arzneimittelprüfung. Dabei spielen Themenfelder wie Kindheit und Mutter, Eleganz und Extravaganz eine zentrale Rolle. Andere Prüfer bemerkten körperliche Symptome wie Herzklopfen oder vermehrten Speichelfluss. Sie waren müde, mit schmerzhafter Wirbelsäule, streitlustig und empfindsam. Mehrere erlebten eine auffällige Angst vor Männern und typisch kindliche Gefühle.
Argentum met. symbolisiert schon seit Urzeiten den Mond und die Dreiheit von Seele, Selbst und Silber. So bekamen die Prüflinge auch die dunkle Seite des Mondes zu spüren: durch auffällige Aggression, Zerstörungsneigung, grausame Formen von Männlichkeit, Brutalität oder subtile Gewalt. Eine aufgeladene Spannung entsteht zwischen dem Sein (Sonne) und dem Schein (Mond), zwischen dem Heiligen und dem Scheinheiligen, zwischen Tabu und Tabubruch, zwischen Wahrhaftigkeit und Verleugnung. Argentum met.
reflektiert ganz besonders die enorme Energie der Polarität zwischen "männlich" und "weiblich".
Dabei kommt der Verantwortung von Frauen für die Bewahrung des Femininen im Menschen eine Schlüsselrolle zu: Wie kann sie dieser Verantwortung gerecht werden? In alten Zeiten war sie durch das Tabu der Menstruation geschützt: In dieser Phase des Mondzyklus war sie für den Mann begehrenswert und unerreichbar/unberührbar zugleich.
In der Silberproblematik spiegelt sich das verleugnete Prinzip des Weiblichen und der Kraft des Emotionalen an sich. So befinden sich auch Silberpatienten oft in einem individuellen Konflikt zwischen dem Femininen und Maskulinen, im Spannungsfeld zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen Kontinuität und Wandel. Allein die Wiedervereinigung scheinbarer polarer innerer Gegensätzlichkeiten kann Erlösung und Erleuchtung bringen.
"Das Ewigweibliche zieht uns hinan." (Goethe, Faust II)
Goethes Gedicht "An den Mond" leitet über zum literarischen Teil der Argentum Metallicum-Betrachtung: Genoveva, die ehrbare Gräfin von Brabant, wird durch die rachsüchtigen und liebeswütigen Intrigen ihres Hofmeisters zu Unrecht bei ihrem Gatten denunziert. Es entwickelt sich eine Geschichte über Liebe und Krieg, ehrlose Lüsternheit und Verrat, demütige Treue und Barmherzigkeit. Erlösung findet sich schließlich in der göttlichen Gnade.
Das Lied "Abendstille überall" verabschiedet die Hörer aus diesem silbrig glänzenden Seminar im Spannungsfeld zwischen dem Männlichen (Sonne) und dem Weiblichen (Mond).
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