Alpinia officinarum. Galanga (Galgant). Heilpflanzenporträt 12

Während der Gemeine Ingwer (Zingiberis officinalis) in den letzten Jahren einen regelrechten Hype erfahren hat, sind seine Anverwandten wie der klassische Galgant (Alpinia officinarum) weitaus weniger bekannt und in Gebrauch. Ingwer wurde nicht nur als asiatisches Speisengewürz populär, sondern auch als vermeintliches Erkältungsmittel. Diese Verwendung ist jedoch aus pflanzenheilkundlicher Sicht nicht nur unsinnig, sondern sogar kontraindiziert: Der Ingwer erscheint (ähnlich wie Alkohol im Winter) lediglich temporär erwärmend, eigentlich jedoch abkühlend, da er die Schweißbildung stimuliert. Er sollte daher eher bei sommerlicher Hitze genossen werden.

Das Rhizom (unterirdische Sprosse) seines heute weniger bekannten botanischen Geschwisters Galanga bzw. Galgant wirkt hingegen tatsächlich wärmend. Galgant ist zudem milder (weniger scharf), aber etwas bitterer. Als Heilmittel war Galgant schon zu Hildegards Zeiten beliebt, geriet später jedoch zunehmend in Vergessenheit. Mit ihrer Reihe "Heilpflanzenporträts" möchte die Berliner Phytotherapie-Expertin Cornelia Titzmann solchen "vergessenen" Gewächsen neue Aufmerksamkeit verschaffen. Es sind durchweg Heilpflanzen, die sich in ihrer eigenen Praxis oft bewährt haben.

In ihrem Vortrag beschreibt die Dozentin zunächst die botanischen Eigenschaften des Galgants und seine Verwendung als Gewürz (Leberwurst, Cola-Getränke, asiatische Gewürzmischungen). Wie wirken seine arzneilichen Inhaltsstoffe? Ähnlich wie die anderen Ingwergewächse (Zingiberaceae) regt auch Galgant die Verdauung an und reguliert den Appetit, insbesondere bei dyspeptischen Magenpatienten. Darüber hinaus hat er spasmolytische, antiphlogistische und fungizide Eigenschaften.

Eine bislang wenig bekannte Besonderheit ist seine Affinität zum Herz und zu den Nerven: Galgant stärkt die Herzkräfte, gerade auch bei psychischem Herzleid (Kummer, gebrochenes Herz). Darüber hinaus wird derzeit in Studien eine hemmende Wirkung des Galgants auf Tumorwachstum untersucht. Zudem lindert er die Übelkeit bei Chemotherapie oder Seekrankheit und hilft bei anderen Problemen, die hier ausführlich erläutert werden. Hildegard von Bingen bezeichnete ihn als "Gewürz des Lebens". Er ist fester Bestandteil ihrer bekannten Nervenkekse und eines persönlichen Rezepts, das Cornelia Titzmann zum Schluss mit uns teilt.

Eine Renaissance aus dem Mittelalter in die Neuzeit: Galgant, der kleine Bruder des Ingwer, ist nicht nur das "Gewürz des Lebens" (Hildegard von Bingen), sondern eine wertvolle Heilpflanze bei Magendyspepsie, Übelkeit, Herzeleid und anderen Kümmernissen!

Mit dem Monographie-Handout als (PDF)

Über die Reihe "Heilpflanzenporträts"

In den Vorträgen ihrer neuen Fachfortbildungsreihe widmet sich die bekannte Berliner Phytotherapeutin und -lehrerin Cornelia Titzmann jeweils einzelnen Heilpflanzen, die sie als umfassende Darstellungen (Monographien) ihrer pharmakologischen Wirkung und heilkundlichen Anwendung, ihrer botanischen Einordnung und speziellen pflanzlichen Merkmale, ihrer Signatur, Geschichte und Mythologie sowie ihrer essenziellen Kernthemen porträtiert.

Dabei kommen sämtliche Aspekte zur Sprache, die eine Pflanze zur einzigartigen Arznei machen, auch im differenziellen Vergleich und in der Kombination mit anderen Pflanzendrogen. Cornelia Titzmann möchte mit ihrer Reihe nicht nur bekannte, sondern auch weniger bekannte Arzneipflanzen vorstellen, die sich in ihrer Praxis schon oft als spezielle Helfer bewährt haben. Diese Pflanzen verdienen mehr Aufmerksamkeit und sollen daher ein bekannteres Gesicht und größeres Gewicht erhalten!

Über die gängigen Nutzungen hinaus können Phytotherapeutinnen und Pflanzenliebhaber so das gesamte Anwendungsspektrum einer Heilpflanze kennenlernen. Homöopath*innen bieten die Vorträge zudem eine Möglichkeit, Arzneipflanzen in ihrer Wirkweise noch besser und tiefer zu verstehen, auch in der Gegenüberstellung von phytotherapeutischer und homöopathischer Wirkung.