Dr. Gisa Bauer
Die Weltsichten des Jakob Böhme und die historischen Sichten auf Jakob Böhme. (Homöopathie berührt - Begegnungen am Vogelsberg)
Die Interpretation geschichtlicher Wirklichkeit anhand der Weltsichten und Einsichten des Mystikers und Philosophen Jakob Böhme (1575-1624) sind Thema dieses Beitrags, in dem gleichermaßen eine Annäherung an die Frage erfolgt, wie wir Geschichte "machen" und was uns mit Menschen und Ideen über den Graben von Jahrhunderten verbindet - eine radikal ungewohnte Betrachtung von Zeit und Raum.
Die Tagung "Begegnungen am Vogelsberg"
Ist es nicht befremdlich, wie Homöopathie in den Medien heutzutage meist diskreditiert wird? Haben wir uns längst an Schlagzeilen gewöhnt, in denen die homöopathische Heilkunst aufs Gröbste verhöhnt und als fragwürdiges oder gar unwirksames Scharlatanerie abgetan wird? Nüchterne Diskussionen sind kaum noch möglich, stattdessen werden erbitterte Glaubenskämpfe ausgetragen. Warum nur? Was ist es, woran die Homöopathie rührt? Was ist es, was sie berührt?
Anknüpfend an ein erstes gemeinsames Seminar in Mücke/Hessen (November 2018) luden Lothar Michels und Dr. Norbert Winter aufgeschlossene Referent*innen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen zu einer ersten "Begegnung am Vogelsberg" ein. Bei dieser Tagung gelang eine einzigartige, kommunikative Verknüpfung zwischen verschiedenen Fachgebieten, wissenschaftlichen Richtungen, Themen und Fragestellungen - in einem gemeinsamen Ringen um ein besseres Verständnis dessen, was uns in der Welt umgibt und was Homöopathie ausmacht. Dabei verband sich scheinbar Getrenntes zu vertieften Einsichten und eröffnete neue Möglichkeiten des Betrachtens und Verstehens.
In diesen Berührungen und Begegnungen zwischen Alt und Neu, Geistes- und Naturwissenschaften, Mythos und Ratio könnte eine mögliche Heimat für die Homöopathie liegen, in der sie sich in ihrer ganzen Pracht entfalten kann.
Mit zusätzlichem visuellen Material (PDF)!
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- Artikel-Nr.: VG-196
- Abspieldauer (ca.): 1 Std. 17 Min.
- Edition: VG (Vogelsberg-Begegnungen)
- Schlüsselworte: Bewusstsein Erkenntnis Geisteswissenschaft Geschichte Heilkunst Homöopathie Kausalität Phänomenologie Philosophie Physik Psychologie Quantenphysik Schamanismus Synchronizität Theologie Wahrnehmung Wissenschaft
Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft. Wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit." (George Orwell in "1984")
In ihrem spannenden Vortrag untersucht Dr. Gisa Bauer Formen des menschlichen Geschichtsverständnisses. Ausgangspunkt ihrer Betrachtung sind die Weltsichten und Einsichten des christlichen Mystikers und Philosophen Jakob Böhme (1575-1624). Von seinen Zeitgenossen unverstanden und vielfach als Häretiker angefeindet, würdigte Friedrich Hegel den "Schuster-Philosophen" als "ersten europäischen Philosophen". Obwohl Böhme heute kaum noch bekannt ist, erweist er sich doch (über Kant, Hegel, Marx, Goethe u. a.) als äußerst bedeutsam für die Entwicklung der europäischen Philosophie.
Bauer stellt zunächst die Frage, wie menschliche Geschichtsbetrachtung überhaupt entsteht. Was verbindet uns - über den Graben von Jahrhunderten hinweg - mit früheren Menschen und Ideen? Wie geschieht "Geschichte", inwiefern ist sie eine Form menschlicher Wahrnehmung und Selbstauslegung? Ein Problem bei der Untersuchung früherer Geschichtsdeutungen sind oftmals fehlende Quellen (schriftliche oder andere Zeugnisse).
Geschichtsauslegung und Macht gehen von jeher miteinander einher. Ein tieferer Sinn der Geschichtsschreibung ist die identitätsstiftende Stabilisierung von Gruppen, d. h. ihre innere Zusammengehörigkeit. Darüber hinaus dient sie auch der Stabilisierung des Menschseins insgesamt, insbesondere in Bezug auf Selbstwahrnehmung und Selbstverständnis.
Frühere, vor allem archaische Kulturen hatten bisweilen ganz andere Geschichts- und auch Zeitverständnisse. Dort spielten beispielsweise Sagen, Mythen und Götter eine entscheidende Rolle. Anstelle unseres heutigen, linearen Verständnisses herrschte ein integrales: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bildeten eine Einheit im "Hier-und-Jetzt-Sein".
"Ohne Zeit und Kausalität existiert keine Geschichte in der Form, in der wir sie jetzt denken."
Typische Fragen der Moderne sind: Was/wer verursachte den Urknall? Wie lassen sich Quanten- und Relativitätstheorie integrieren? In welcher Beziehung stehen Geist und Gehirn, insbesondere hinsichtlich bewusster Erfahrung? Bei der Beantwortung dieser Fragen erweisen sich die gewohnten linearen Vorstellungen von Kausalität und Zeit, die unser westliches Geschichtsverständnis bedingen, zunehmend als nicht (mehr) hinreichend. Das Aufkommen der Quantentheorie dürfte daher auch unser Geschichtsverständnis revolutionieren.
An dieser Stelle bringt die Referentin eine ungewohnte, geradezu fantastisch anmutende Idee ins Spiel: sich kreuzende und wechselseitig bedingende Geschichtsepochen. Demnach könnten "vergangene" Ereignisse die Gegenwart ebenso beeinflussen wie diese die Vergangenheit. Demnach wäre die "Vergangenheit" alles andere als tot und vergangen, die Zukunft stets auch gegenwärtig. Die bislang gültigen Grenzen zwischen den Zeiten wären aufgehoben. Eine ganz neue Geschichtsauslegung, die nicht mehr auf den linearen Raum-, Zeit- und Kausalitätsparadigmen der klassischen Physik beruht, wäre notwendig.
Welchen Beitrag leistet nun Jakob Böhme zur Klärung dieser verwirrenden These? Böhme deutet die biblische Genesis als Darstellung der "ewigen Geburt Gottes". Er versteht Gott als dynamischen Prozess und nicht als feststehende Wesenheit. Diese Dynamik spiegelt sich in der gesamten Schöpfung wider! Demnach wäre unsere alltägliche Erfahrungswelt das Ergebnis des ewigen Streits zwischen einer lichten, paradiesischen und einer dunklen, zum Feuer bestimmten Welt. Sie wurde von Gott ausgesprochen und somit ins Leben gerufen.
"Diese Welt ist aus dem Ewigen ausgeboren. Und wir sind aufgefordert, etwas Gutes zu gebären. Wir haben das Centrum der Natur in uns. Machen wir einen Engel aus uns, so sind wir das, machen wir einen Teufel aus uns, so sind wir das auch."
(Böhme: Von der Menschwerdung Jesu Christi II, 9, 1f.)
Die Tagung "Begegnungen am Vogelsberg"
Ist es nicht befremdlich, wie Homöopathie in den Medien heutzutage meist diskreditiert wird? Haben wir uns längst an Schlagzeilen gewöhnt, in denen die homöopathische Heilkunst aufs Gröbste verhöhnt und als fragwürdige oder gar unwirksame Scharlatanerie abgetan wird? Nüchterne Diskussionen sind kaum noch möglich, stattdessen werden erbitterte Glaubenskämpfe ausgetragen. Warum nur? Was ist es, woran die Homöopathie rührt? Was ist es, was sie berührt?
Jede Berührung verändert und bringt Neues hervor. Sie lässt gewohnte Dinge oftmals in einem anderen Licht erscheinen. Auch wenn Berührung für manche bedrohlich ist, so fühlt man sich danach oft lebendiger und "wirklicher".
Liegt das Misstrauen gegenüber der homöopathischen Heilmethode - oberflächlich betrachtet - womöglich daran, dass sie mit den gängigen Paradigmen und Gesetzen der Naturwissenschaft nicht vereinbar zu sein scheint? Ist unser übliches Weltbild, also die Vorstellung dessen, was "wirklich" ist, mit Homöopathie inkompatibel? Oder besteht das Problem vielleicht nur in der bislang gewohnten Art zu denken?
Homöopathie bewegt sich in einem Grenzbereich zwischen verschiedenen geistigen Traditionen. Diese Grenzen werfen drängende Fragen auf. Durch die jüngeren Erkenntnisse der Quantenphysik werden alte, vergessen geglaubte Denkweisen plötzlich wieder höchst modern. Welche Relevanz haben sie für die Homöopathie?
Anknüpfend an ein erstes gemeinsames Seminar in Mücke/Hessen (November 2018) luden Lothar Michels und Dr. Norbert Winter aufgeschlossene Referent*innen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen zu einer ersten "Begegnung am Vogelsberg" ein. Bei dieser Tagung gelang eine einzigartige, kommunikative Verknüpfung zwischen verschiedenen Fachgebieten, wissenschaftlichen Richtungen, Themen und Fragestellungen - in einem gemeinsamen Ringen um ein besseres Verständnis dessen, was uns in der Welt umgibt und was Homöopathie ausmacht. Dabei verband sich scheinbar Getrenntes zu vertieften Einsichten und eröffnete neue Möglichkeiten des Betrachtens und Verstehens.
In diesen Berührungen und Begegnungen zwischen Alt und Neu, Geistes- und Naturwissenschaften, Mythos und Ratio könnte eine mögliche Heimat für die Homöopathie liegen, in der sie sich in ihrer ganzen Pracht entfalten kann.
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1. Selbstvorstellung, Interessen, Programm / Jacob Böhme (00:00)
2. Wirkung und Rezeption / Eine Grundidee / Böhmes Einfluss / Forschungsgeschichte (00:00)
3. (Der große Unbekannte / Zitate / Aus unbekannten Quellen 15:47)
4. Was ist Geschichte? / Identitätsstiftung / Kommunikatives und kulturelles Gedächtnis (06:54)
5. Quellen / Stabilisierung des Menschseins / Andere Kulturen / Die drei große Fragen (28:30)
6. Ein Gedankenexperiment / Sich gegenseitig durchdringende Zeiten (57:52)
7. Gespräch mit Jakob Böhme / Biografie und Publikationen (94:38)
8. Woher kommt das Böse? / Böhmes Sprachgewalt / Gott und die Sprache der Natur (137:06)
9. Böhme, der Mystiker und Theosoph / Böhmes Gottesschau / Drei Welten (186:45)
10. Exkurs zur Gnostik / Wer ist befugt, sich zu äußern? / Nicht nur Gegner (1:04:57)
PD Dr. Gisa Bauer
Professorin für Evangelische Theologie / Kirchengeschichte
Weitere Infos: Wikipedia über Dr. Gisa Bauer
Darstellung der Universität Leipzig, Institut für Kirchengeschichte
1 Audio-Datei als MP3-Download.
Bild auf der Covervorderseite:Flammarion Woodcut (unbekannter Künstler) (via Wikimedia Commons, Lizenz: CC0 Public Domain) Wir danken dem/der FotografIn herzlich für die Erlaubnis zur Nutzung dieses Bildes!
We thank the photographer very much for the permission to use this picture!
Hersteller
Verlag Homöopathie + Symbol, Martin Bomhardt, Liebigstr. 36, 10247 Berlin, E-Mail: info@homsym.de
Produktabbildung
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Dieser Vortrag ist Teil der zweitägigen Tagung "Begegnungen am Vogelsberg - Homöopathie berührt", mit insgesamt 6 Vorträgen. Alle zusammen sind zum ermäßigten Gesamtpreis hier bei uns erhältlich: