Wissenschaftliches Arbeiten in der homöopathischen Praxis. Hybris oder Chance?

Tjado Galic zeigt in diesem Workshop an einem Fall aus seiner Praxis wie mit Hilfe wissenschaftlich fundierter Arbeitsweisen auch Einzelfallerkenntnisse der modernen Homöopathie-Forschung dienen können. Die Basis seines praktischen Vorgehens beruht auf den Erkenntnismethoden der Phänomenologie und Dialektik, der empirischen Analytik und Hermeneutik.  Diese Methoden werden sowohl in der konventionellen Medizin als auch in der Homöopathie angewendet. In einem weiteren Kongress-Vortrag wurden sie von Galic bereits theoretisch beschrieben (auch als Video-DVD verfügbar: HK-201). Der Workshop soll nun ihre konkrete praktische Umsetzung verdeutlichen.

Bei jeder Diagnose und Therapie findet ein Erkenntnis- und Auseinandersetzungsprozess zwischen Behandler und Patient statt. Auf dialektische Weise wird die Dynamik der Störung erfasst. Die sich daraus ableitende Therapie setzt die nötigen Impulse zur Wiederherstellung der Balance im Sinne des "Similia similibus curentur" als gestaltendem Prinzip. Die phänomenologische Perspektive der Homöopathie sichert die sinnhafte "qualitative" Erfassung des Zustands des Patienten und bestimmt letztendlich die Arzneiwahl. Dabei muss die Qualität des kranken Zustands mit der Qualität des Arzneizustands in Übereinstimmung gebracht werden - nicht umgekehrt!

Naturwissenschaftlich begründbare Plausibilität ist in diesem Prozess nur einer von mehreren Aspekten, um die Wirklichkeit zu begreifen. Ihr praktischer Wert für die Homöopathie liegt darin, durch erweiterte analytische Diagnostik zu einem verbesserten Fallverständnis zu gelangen. Was jedoch die eigentliche "Heilkunst" ausmacht, ist die Fähigkeit, diese Erkenntnisse im Ganzen zu verstehen und zu bewerten, um sie folgerichtig zum Verständnis der Entstehung, Heilung und Verhinderung von Krankheit zu nutzen. Dabei hilft das hermeneutische Denken der Homöopathie nicht nur mögliche Fehler zu minimieren, sondern fallanalytisch zu schlüssigen Arbeitshypothesen zu gelangen.

Die Wirksamkeit der verordneten Arznei beweist sich am Auftreten erwartbarer Reaktionen (bezogen auf die Symptome), aber ebenso beim Stillstand einer positiven Entwicklung, beispielsweise bei einem vorübergehenden Zustandswechsel. Denn anschließend lässt sich die ursprüngliche Therapie erfolgreich weiterführen, wie der spannende Fall eines Kindes mit Plexusparese zeigt.

Die gewissenhafte Umsetzung der hier dargestellten Grundlagen kann die tägliche Praxisarbeit auf wissenschaftliche Weise professionalisieren. Damit wird es möglich, einen Standard zu erreichen, der die Weiterentwicklung der Homöopathie insgesamt und auch ihre Anerkennung in der Medizin nachhaltig fördert. Galics Anliegen liegt darin zu zeigen, wie jede(r) einzelne Behandler*in auf einfache und wirkungsvolle Weise dazu beitragen kann.

Mit zusätzlichem visuellen Material als PDF (Präsentation)