Integrative Medizin an einer Universitätskinderklinik. Vernetzung von Praxis und Klinik

"Medicus curat, natura sanat" (Der Arzt behandelt, die Natur heilt)

Die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung wünscht sich eine integrative Medizin, wie sie in der Schweiz schon seit Jahren üblich ist. Integrative Medizin verbindet das Beste aus der konventionellen Medizin mit fundierten anderen Methoden, beispielsweise den klassischen Naturheilverfahren, Homöopathie, Akupunktur oder anthroposophischer Medizin.

1995 wurde an der Münchener Universitätskinderklinik das Projekt "Homöopathie in der Pädiatrie" ins Leben gerufen. In diesem Rahmen gelang es, Homöopathie sowohl in die reguläre Patientenversorgung als auch in die Lehre und Forschung zu integrieren. Daraus entstand später eine eigene Abteilung für integrative und rehabilitative Pädiatrie.

Welche Kinder kommen mit welchen Krankheiten in die dortige ambulante und/oder stationäre Behandlung? Nach welchen Standards wird dort Homöopathie praktiziert? Welche Rolle kann Homöopathie in der medizinischen Versorgung überhaupt spielen?

Für Dr. med. Sigrid Kruse, die seit Jahren an der Klinik tätig ist, steht die Frage im Vordergrund, was das jeweils Beste für die kleinen Patienten ist - und nicht der allzu oft von Konkurrenzdenken getriebene Anspruch auf Durchsetzung der eigenen Methoden. Darum sollte Homöopathie als Teil einer modernen Medizin und nicht als ihre "Alternative" betrachtet werden. Notwendige Voraussetzung dafür ist eine gut lehr- und lernbare, klar nachvollziehbare Homöopathie, die sich als Therapie mit geprüften Einzelmitteln versteht, die gemäß der Ähnlichkeitsregel verordnet werden.

Kruse praktiziert Homöopathie überwiegend im Sinne der sogenannten Wiener Schule nach Prof. Matthias Dorcsi. Homöopathie sollte, insbesondere im Klinikalltag, leicht erlernbar und anwendbar sein! In Akutsituationen werden daher häufig bewährte Indikationen genutzt. In chronischen Fällen findet eine ausführliche Anamnese statt, die am Ende in Dorcsis Leitfrage mündet: "Was ist das für ein Mensch"?

An der Münchner Klinik werden sowohl Kinder mit schweren akuten Erkrankungen (und ambulantem Nachbehandlungsbedarf) versorgt als auch Kinder mit chronischen Erkrankungen (z. B. spinale Muskelatrophie, Mukoviszidose), die u. U. wiederholt stationär aufgenommen werden müssen. Darunter sind auch häufig onkologische Fälle, v. a. akute und chronische Leukämien.

In der engen Verzahnung zwischen ambulanter und stationärer Betreuung dient Homöopathie als wichtige Säule der Integrativen Medizin der Erweiterung der Therapiemöglichkeiten. Eine gute interkollegiale Zusammenarbeit ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für ihr Gelingen. Anhand von drei Fällen stellt die Referentin in diesem Workshop die konkrete Arbeit und Umsetzung vor. Kruse ist sich sicher, dass Homöopathie eine "Medizin der Zukunft" sein wird.