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Jürgen Becker (†) - Dr. Gerhardus Lang
Ignatia. Der unfassbare Verlust. Mit Märchen "Vom Fischer und seiner Frau"
Ignatia gehört, gemeinsam mit Nux vomica, Gelsemium, Spigelia und Curare, zur Pflanzenfamilie der Loganiaceen, die heftige zentralnervöse Affektionen hervorruft. Die bekannteste Ignatia-Anwendung sind akute Trauerzustände mit ungewöhnlichen, bisweilen paradoxen Reaktionen, z. B. unbeherrschbares Lachen nach dem Verlust eines geliebten Menschen.
Jürgen Becker und Gerhardus Lang, das legendäre Veranstalter- und Dozentenpaar der Boller Homöopathiewoche, reflektieren in ihrer gemeinsamen Betrachtung zusammen mit den Teilnehmer*innen die wichtigsten Kernthemen Ignatias: Ausgehend von fünf Fallbeispielen aus ihrer Praxis geht es dabei vor allem um die Frage, wie Menschen mit Verlusten und (idealistischen) Enttäuschungen umgehen, beispielsweise mit dem Verlust der Heimat oder nach Trennung/Tod von geliebten Menschen, insbesondere wenn jene stark idealisiert wurden und der Verlust für den Betroffenen nicht "fassbar" ist. Eine arzneidiagnostisch oft hilfreiche Frage ist daher: "Haben Sie früher mal einen seelischen Schock erlitten, den Sie kaum fassen konnten, der unfassbar war?"
Enttäuschte Ideale als seelische Verletzungen stehen meist am Ausgangspunkt von Ignatia-Krankheiten und führen in ein heilloses Auseinanderfallen von Gefühl und Verstand. Heilung wird möglich, wenn sich beide seelische Kompetenzen integrieren und versöhnen lassen und ein klarerer Blick entsteht für realistische Möglichkeiten anstelle unerfüllbarer Wünsche.
Die Reihe "Boller Homöopathiewoche"
Anliegen der legendären Boller Homöopathiewochen war die Erkundung des Wesens der Arznei, insbesondere ihrer seelischen Heilkraft. Boll wurde zum Ausgangspunkt einer Homöopathie, die Heilung nicht allein als Beseitigung von Pathologie versteht, sondern als Wandlungs- und Erkenntnisweg, wie die historisch einmaligen und zugleich zeitlosen Vorträge bezeugen!
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- Artikel-Nr.: BO-8833
- Abspieldauer (ca.): 3 Std. 07 Min.
- Edition: BO (Boller Homöopathiewoche)
- Schlüsselworte: Ignatia Loganiaceae
Ignatia gehört, gemeinsam mit Nux vomica, Gelsemium, Spigelia und Curare, zur Pflanzenfamilie der Loganiaceen, die heftige zentralnervöse Affektionen hervorruft. Die bekannteste Ignatia-Anwendung sind akute Trauerzustände mit ungewöhnlichen, bisweilen paradoxen Reaktionen, z. B. unbeherrschbares Lachen nach dem Verlust eines geliebten Menschen.
Ignatia galt zwar früher eher als "Frauenmittel", wird heute jedoch ebenso bei Männern verschrieben. Ein "klassisches" Beispiel ist Goethes Schilderung seines ersten Liebeskummers (in "Dichtung und Wahrheit"), wie Dr. Gerhardus Lang in seinem Beitrag zu dieser ersten Boller Ignatia-Darstellung veranschaulicht. Langs Auffassung wird durch Erfahrungsberichte von Teilnehmer*innen ergänzt und bestätigt. Hahnemanns Einschätzung, Ignatia könne nur als akute Arznei dienen und sei in chronischen Fällen bestenfalls in Verbindung mit anderen (komplementären und interkurrenten) Arzneien verwendbar, wurde inzwischen schon des Öfteren widerlegt.
Menschen, für die Ignatia akut oder chronisch in Frage kommt, sind auch nicht immer - wie im klassischen Ignatia-Bild einseitig dargestellt - Hysteriker. Gemeinsam ist ihnen jedoch eine erhöhte Sensibilität und allgemeine Feinsinnigkeit, d. h. ein eher empfindsames Nervenkostüm, das sie bisweilen engel- oder puppenhaft wirken lässt. Vordergründig erscheinen sie jedoch meist unauffällig und darum auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen. Zur plötzlichen Auffälligkeit und zur Entladung gestauter, unterdrückter (emotionaler) Energien kann es jedoch in Kummer- und Stresssituationen kommen - bis hin zu epileptischen Anfällen (sog. "hysterische" Epilepsien).
Jürgen Becker und Gerhardus Lang, das legendäre Veranstalter- und Dozentenpaar der Boller Homöopathiewoche, reflektieren in ihrer gemeinsamen Betrachtung zusammen mit den Teilnehmer*innen die wichtigsten Kernthemen Ignatias: Ausgehend von fünf Fallbeispielen aus ihrer Praxis geht es dabei vor allem um die Frage, wie Menschen mit Verlusten und (idealistischen) Enttäuschungen umgehen, beispielsweise mit dem Verlust der Heimat oder nach Trennung/Tod von geliebten Menschen, insbesondere wenn jene stark idealisiert wurden und der Verlust für den Betroffenen nicht "fassbar" ist. Eine arzneidiagnostisch oft hilfreiche Frage ist daher: "Haben Sie früher mal einen seelischen Schock erlitten, den Sie kaum fassen konnten, der unfassbar war?"
- Mann, früherer Tod eines Kindes als mögliche Causa
- Frau, Träume mit Ignatia-Problematik, als Wahl anzeigende Hinweise
- Frau, unglücklich in ihren Chef verliebt, mit entsprechenden Träumen
- Junger Mann mit Epilepsie seit der Pubertät
- Mann, Regulationsstarre nach vielen Jahren naturheilkundlicher Behandlung
Das bekannte Märchen "Vom Fischer und seiner Frau" verbildlicht, worum es bei Ignatia auf einer tieferen seelischen Ebene geht. Das Märchen dreht sich um die Spannung zwischen dem Rationalen und dem Irrationalen. Vernunft, Verstand und Einsicht geraten in Konflikt mit Wünschen, Trieben und Begehrlichkeiten. Im Märchen unterliegt am Ende die Vernunft auf enttäuschende Weise. Sie ist zu schwach, um sich gegen die maßlosen, unerfüllbaren Trieb-Ansprüche zur Wehr zu setzen.
Symbolisch (im Sinne C. G. Jungs) versteht Jürgen Becker die Kontrahenten (Fischer und Frau) als miteinander um Ausgleich ringende Seelenanteile, als die Archetypen Anima und Animus). In ihrem Konflikt manifestiert sich die menschliche Sehnsucht nach einem Ideal, das im Märchen durch den Butt (einen verwunschenen Prinzen) verkörpert wird. Geduldig müht sich der Butt, die stets größer werdenden Wünsche/Forderungen zu befriedigen und einen gesunden Ausgleich herzustellen. Doch die zur Hybris übersteigerte Unvernunft will keine Grenzen akzeptieren, so dass das Unterfangen am Ende scheitert.
Enttäuschte Ideale als seelische Verletzungen stehen meist am Ausgangspunkt von Ignatia-Krankheiten und führen in ein heilloses Auseinanderfallen von Gefühl und Verstand. Heilung wird möglich, wenn sich beide seelische Kompetenzen integrieren und versöhnen lassen und ein klarerer Blick entsteht für realistische Möglichkeiten anstelle unerfüllbarer Wünsche.
1. Pflanzenvorkommen und Klassifikation / Fall 1: Spannungen in der Familie und Hämorrhoiden (00:00)
2. Illusionen und Afterschmerzen (07:11)
3. Fall 2: Krämpfe und Heuschnupfen (13:28)
4. Luft im Magen und Wut im Traum (22:02)
5. Fall 3: Liebeskummer / Verliebt in den Chef (29:52)
6. Prüfungstraum von Gerhardus Lang: Bucht mit kenterndem Boot (37:44)
7. Aus Goethes "Dichtung und Wahrheit" / Kummer über eine Trennung (41:12)
8. Hahnemann zu Ignatia / Teilnehmererfahrungen (49:18)
9. Erfahrungsbericht eines Teilnehmers: Keine Gefühle mehr (53:51)
Datei 02 (59:30)
1. Ambulatorium Fall 4: Epilepsie seit Pubertät (00:00)
2. Ambulatorium Fall 5: Regulationsstarre, nichts hilft mehr (11:51)
3. Zusammenfassung von Gerhardus Lang / DD: Nat-m / Heimatverlust / Erstarrung im Schmerz (17:08)
4. Teilnehmererfahrungen: Verpuppung und zugedeckelter Kummer / kurze Charakterisierung (23:58)
5. Gerhardus Lang: Zusammengefasstes AMB / Psychogramm / Ignatia ist nicht immer hysterisch (29:23)
6. Märchen "Vom Fischer und seiner Frau" (38:56)
7. Fischers Frau will Kaiser werden (48:59)
Datei 03 (63:06)
1. Was beeindruckt am Märchen? / Wenn die Geschichte ein Traum wäre (00:00)
2. Symbolik der Geschlechter / Gewichtung geistig-seelischer Anteile / Inhaltliche Schwerpunkte (09:38)
3. Was wäre wenn? / Wie könnte die Geschichte weitergehen? / Beziehungsänderung / Ignatia: hysterische Steigerung (19:26)
4. Die mögliche Moral der Geschichte / Hysterie bei Ignatia (25:41)
5. Symbolische und funktionale Interpretationen des Butts (32:24)
6. Was der Butt hervorruft / Sehnsucht nach dem Ideal / Das Krankhafte bei Fischer und Frau / Disparität von Gefühl und Verstand / Verletzte Ideale (41:01)
7. Der Weg zurück zum Schock / Paradoxes Ignatia / Erlösung des Butts (51:23)
Jürgen Becker (†)
Der Freiburger Arzt Jürgen Becker wird seit langem vor allem für seine lebendige und berührende Einbeziehung seelischer Aspekte des Menschen in die Homöopathie geschätzt. Bereits in den späten 80er-Jahren erforschte er die Bedeutung von Träumen für das Krankheits- und Heilungsverständnis und entdeckte die klassischen Märchen in ihrer Analogie zu homöopathischen Mitteln. Gemeinsam mit Dr. Gerhardus Lang begründete er die legendäre Boller Homöopathiewoche. Dort war der Ursprung vieler jüngerer Entwicklungsrichtungen wie der C4-Homöopathie oder der prozessorientierten Homöopathie.
Heute forscht und lehrt Becker im Institut für homöopathische Arzneimittelforschung (IHHF) in Freiburg unter der Zielsetzung, das Wesen der Arznei und ihrer Wirkung auf einer möglichst tiefen und wesentlichen Ebene zu verstehen. Entsprechend sind seine Vorträge nicht nur essenziell lehrreich, sondern auch tiefgreifend, denn sie sprechen den Zuhörer auf bewegende Weise persönlich an.
Aus der Vita
- Studium der Medizin
- Homöopathische Ausbildung parallel zum Studium
- Homöopathischer Arzt in Freiburg
- Gemeinsam mit Dr. Gerhardus Lang Leitung der Boller Homöopathiewoche von 1987 bis 1992
- Leiter des Instituts für homöopathische Arzneimittelforschung
- Jürgen Becker verstarb im Juli 2017 nach kurzer schwerer Krankheit
Dr. Gerhardus Lang
- Geb. 1931
- Medizin-Studium Freiburg i. Br.
- Fortsetzung des Studiums in Paris, Approbation 1961
- Praktischer Arzt und Geburtshelfer
- Seit 1961 als homöopathischer Arzt in Bad Boll tätig
- Begründer der Homöopathiewoche Bad Boll 1983
- 1998 Fortbildung in der Sehgal-Methode
- Zahlreiche Übersetzungen und Veröffentlichungen in homöopathischen Zeitschriften
- Viele Vorträge, mehrere Buchveröffentlichungen
3 Audio-CDs in dekorativer Buchformatbox oder als MP3-Download.
Bild auf der Covervorderseite:"Ignatia" von Corinna Benzin © HomSym
Hersteller
Verlag Homöopathie + Symbol, Martin Bomhardt, Liebigstr. 36, 10247 Berlin, E-Mail: info@homsym.de
Produktabbildung
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