Häufiger und schneller als in früheren Zeiten werden bei Kindern und Jugendlichen Entwicklungsstörungen wie ADHS oder ASS (Autismus-Spektrum-Störungen) diagnostiziert. Was sind mögliche Gründe für einen solchen Zuwachs? Inwieweit hat die rasante Beschleunigung und Technisierung unseres Lebens das Zeitgefühl verändert, so dass bald nur noch die Smartesten mithalten können? Welchen Einfluss hat die Geringschätzung des Langsamen und Einfachen auf unser soziales Miteinander? Wer ermisst eigentlich, ob eine Entwicklung "verzögert" ist?
Barium carbonicum gehört zu jenen Arzneitypen, die (kognitiv) als eher langsam, schwerfällig, naiv, gar minderbemittelt gelten - eine Arznei, die daher oft verschmäht, unterschätzt und einseitig verkannt wird. Hat Barium womöglich ganz eigene Qualitäten und Stärken, die in unserer Zeit wenig Wertschätzung erfahren und daher schnell unter die Räder kommen? Steckt hinter kindhafter naiver Ehrlichkeit und Harmlosigkeit, wie beispielsweise in der Geschichte von Momo, nicht auch eine Fähigkeit zur Gründlichkeit und Besonnenheit? Diesen Fragen widmen sich die beiden Berliner Homöopath*innen Ulrike Müller und Jens Brambach mit diesem Homöopathischen Sonntag und gelangen dabei zu einem insgesamt runderen Bild des Mittels.
 
Hörprobe 2: Jens Brambach
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- Artikel-Nr.: SO-307
- Abspieldauer (ca.): 3 Std. 20 Min.
- Edition: SO (Homöopathischer Sonntag Berlin)
- Schlüsselworte: Autismus Barium carb. Entwicklung Entwicklungsverzögerung Skrophulose
Häufiger und schneller als in früheren Zeiten werden bei Kindern und Jugendlichen Entwicklungsstörungen wie ADHS oder ASS (Autismus-Spektrum-Störungen) diagnostiziert. Was sind mögliche Gründe für einen solchen Zuwachs? Inwieweit hat die rasante Beschleunigung und Technisierung unseres Lebens das Zeitgefühl verändert, so dass bald nur noch die Smartesten mithalten können? Welchen Einfluss hat die Geringschätzung des Langsamen und Einfachen auf unser soziales Miteinander? Wer ermisst eigentlich, ob eine Entwicklung "verzögert" ist?
Barium carbonicum gehört zu jenen Arzneitypen, die (kognitiv) als eher langsam, schwerfällig, naiv, gar minderbemittelt gelten - eine Arznei, die daher oft verschmäht, unterschätzt und einseitig verkannt wird. Hat Barium womöglich ganz eigene Qualitäten und Stärken, die in unserer Zeit wenig Wertschätzung erfahren und daher schnell unter die Räder kommen? Steckt hinter kindhafter naiver Ehrlichkeit und Harmlosigkeit, wie beispielsweise in der Geschichte von Momo, nicht auch eine Fähigkeit zur Gründlichkeit und Besonnenheit? Diesen Fragen widmen sich die beiden Berliner Homöopath*innen Ulrike Müller und Jens Brambach mit diesem Homöopathischen Sonntag und gelangen dabei zu einem insgesamt runderen Bild des Mittels.
Im ersten Teil gibt Ulrike Müller einen Überblick über das klassische Arzneimittelbild und die Leitsymptomatik von Barium carbonicum - einem der "schweren" Elemente (baros = schwer). Das Schwere zeigt sich auch in Konzentrationsschwierigkeiten, autistischen Zügen, Übersprungshandlungen, Minderwertigkeitsgefühlen, Schüchternheit und Langsamkeit im Denken. So kann es zu einem Teufelskreis aus negativer schulischer Beurteilung, Unzufriedenheit der Bezugspersonen / Eltern und zunehmendem Rückzug in den eigenen Panzer kommen - wie im Symbol der Schildkröte oder Schnecke ausgedrückt. Wenn Barium-Menschen hingegen aktiv gefördert werden, können sie besondere Stärken entwickeln - ein leider oft brach liegendes Potenzial in einer Zeit, in der Theoretiker (Akademiker) mehr gelten als Praktiker (Handwerker).
Im zweiten Teil vertieft Jens Brambach die Barium-Problematik gegenüber den Herausforderungen einer für uns alle zu schnelllebigen Zeit. Sie bedroht das kollektive Bariumpotenzial (Schildkröten-Qualitäten), insbesondere bei jenen Menschen, die sich aufgrund weniger flotter Anpassungsfähigkeit oder geringem Selbstvertrauen in eine kleine vertraute Welt zurückziehen, die von Zukunftsangst und engstirnigen Moralvorstellungen geprägt ist, wie das Beispiel Pegida zeigt. Solche Rückzugstendenzen veranschaulicht Brambach an verschiedenen historischen Beispielen (Untergang der Azteken oder der DDR). Dabei beleuchtet er insbesondere die Skrophulose als "Miasma der Unmündigkeit". Welche (therapeutischen) Lösungen könnte es für die "Zurückgebliebenen" geben? Welche Heilungsansätze fördern den individuellen Patienten und helfen bei einer Bariumpathologie?
Barium könnte eine wertvolle Ikone für Langsamkeit, Weisheit, Ruhe und Tiefgründigkeit sein, ein Narrativ zur immer notwendigeren Heilung einer überdrehten Welt, die bislang fast ausschließlich auf ökonomisch-technischen Fortschritt und materielle Gier setzt.
Ulrike Müller
1. Überblick über Barium / Langsamkeit / Hartnäckigkeit, Beharrlichkeit, Naivität / Qualität des Homöopathen (00:00)
2. Arzneimittelbild / Raum geben / den Dingen auf den Grund gehen / Kindlichkeit / Reizwort Schwerpunkt / Gestörte Entwicklungsprozesse (03:03)
3. Leitsymptomatik / Konzentrationsschwierigkeiten / Asperger, Autismus, Schwererziehbarkeit / Schwellungen, Prostatahypertrophie / Minderwertigkeitsgefühle (05:36)
4. Geist und Gemüt: schlechtes Selbstbewusstsein / F. v. negativer Beurteilung / Zurückhaltend, kommt zu spät (15:15)
5. Barium und die Zeit / Blockade / Inspiration / Unsicherheit / Ambivalenter Bezug zu Technik (24:38)
6. Überforderung / Abneigung gegen Fremde / eigentümliche Denkweise / Tollpatschigkeit (35:45)
7. Gefühlswelt / Wahnidee, sei behindert / Eigenes Gefühl missachten (48:06)
8. Gedächtnis / Körpersymptome (57:49)
9. Kindische Erwachsene und Alte / Neigung zu Impotenz / Weitere Körpersymptome (69:19)
Teil 2 (107:01)
Jens Brambach
1. Barium in der Komfortzone / Anpassungs(un)fähigkeit / Menschen, über die die Zeit hinweggeht / Beispiel der Kolonisation Amerikas (00:00)
2. Beschleunigung der Welt / Azteken und Spanier / Geschlossene Welt der DDR / Rasante globale Entwicklung (09:31)
3. Sinnvolle Langsamkeit / Bedrohung des kollektiven Barium / Archetyp und Symbol der Schildkröte / Weisheit, Ruhe und Langsamkeit (21:52)
4. Heilsame Geschichten für Barium / Rationale Herausforderungen / Sicherheitsbedürfnis (36:21)
5. Der miasmatische Hintergrund: Skrophulose und Syphilinie / Miasma der "Unmündigkeit" / Skrophulose: Heimkommen und Verbundenheit (45:40)
6. Ängste und Bedürfnisse / Zukunftsangst / Engstirnige, einfache Moralvorstellungen / Beispiel Pegida / Suche nach Verortung und Sicherheit (60:20)
7. Selbstbild: möchte nicht als dumm gelten / Mangel an Selbstvertrauen / wird ausgelacht / Wahnidee, Beine seien abgeschnitten / Lymphknotenschwellung / Apoplexfolgen (74:51)
8. Lösung / Sokratisches Fragen / "So bin ich nun mal" / Gefühl für Zeitqualität (89:06)
Ulrike Müller
Ulrike Müller ist seit vielen Jahren an der Samuel-Hahnemann-Schule in Berlin als Dozentin für Homöopathie, Supervisorin und (seit 2009) Leiterin des Ambulatoriums tätig. Darüber hinaus unterrichtet sie regelmäßig in den Homöopathie-Kursen des Jonathan-Heilkundezentrums in Leipzig.
Vor ihrer Homöopathieausbildung an der Samuel-Hahnemann-Schule Berlin studierte sie Pädagogik und Soziologie. Seit über 15 Jahren behandelt sie Menschen in ihrer homöopathischen Praxis in Berlin. Neben der Homöopathie arbeitet sie dort mit Pressel-Massage, Gestalttherapie und Leibarbeit. Sie ist Mutter einer Tochter.
Weitere Informationen: Webseite von Ulrike Müller
Ulrike Müller im Vortrag (Foto:Julia Windt)
Ulrike Müller
Jens Brambach
Aus der eigenen Vita:
Ich bin seit über 15 Jahren Heilpraktiker in Berlin. In meiner Praxis in Kreuzberg arbeite ich schwerpunktmäßig mit Homöopathie, Psychotherapie und Familienaufstellungen Außerdem bin ich seit mehreren Jahren Dozent für Homöopathie und Aufstellungsarbeit u.a. an der Samuel-Hahnemann-Schule Berlin und in der Wochenendausbildung "Der Homöopathische Weg".
Schon seit meiner Jugend treibt mich die Frage an, wie wir Menschen funktionieren. Wie kommen wir in unsere Kraft, wie stehen wir uns selbst im Weg, wie nehmen wir wahr, haben wir eine über uns hinausweisende Aufgabe oder Funktion in dieser Welt und wenn ja welcher Art ist diese. Ganz besonders interessiert mich dabei wie wir Freiheit erlangen können und was wir mit der Freiheit anfangen.
Auf meinem persönlichen Lebensweg sind mir zahlreiche Verwundungen begegnet, seelische wie körperliche. In meiner Entwicklung und meiner Arbeit habe ich erlebt, dass diese Wunden heilen können, wenn man sich auf den Weg zu ihren Wurzeln macht. Es ist meine tiefe Überzeugung, dass jede Krankheit und jede Verletzung bei allem Leid auch einen Schatz birgt, eine Information, einen Wegweiser um zu den Wassern des Lebens zu finden, über uns hinaus zu wachsen und mit dieser unglaublichen Welt in Kontakt zu treten.
Jens Brambach im Vortrag "Nietzsche und die Syphilis" (Bestnr. HT-576)
(Foto: Martin Bomhardt)
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Bild auf der Covervorderseite:Schildkröte © André Santana (AndreMS) / Pixabay.com
Wir danken dem/der FotografIn herzlich für die Erlaubnis zur Nutzung dieses Bildes!
We thank the photographer very much for the permission to use this picture!
Hersteller
Verlag Homöopathie + Symbol, Martin Bomhardt, Liebigstr. 36, 10247 Berlin, E-Mail: info@homsym.de
Produktabbildung
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Produktform
Digitales Produkt: Eine/mehrere ZIP-Dateien als digitale(s) Paket zum Herunterladen via Email-Link / Kundenkonto. Die ZIP-Datei enthält alle zum Produkt gehörigen abspielbaren Medien (Format MP3 bei Audio oder MP4 bei Video), optional zusätzliche PDF-Dateien als visuelles Material, optional weitere TXT-Dateien oder andere marktübliche digitale Formate (Genaueres siehe Beschreibung unter "Details").
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307. Homöopathischer Sonntag der Samuel-Hahnemann-Schule Berlin, 15. Mai 2022 (Online-Stream via Zoom)
Zur Veranstaltung "Der Homöopathische Sonntag"
Die "Homöopathischen Sonntage" sind eine seit 1994 regelmäßig monatlich an der Samuel-Hahnemann-Schule in Berlin stattfindende Veranstaltung, in denen ein halber Tag (fünf Stunden) einem einzigen Arzneimittel, einem theoretischen oder praktischen Thema umfassend gewidmet ist. Sie gehören zu den kontinuierlichsten und zugleich fortschrittlichsten homöopathischen Vorlesungen, da das jeweilige Thema aus der aktuellen Sicht und Erkenntnis der homöopathischen Empirie und Forschung vermittelt wird.