Im homöopathischen Praxisalltag begegnen uns immer wieder Fälle, die mit den Repertorien und der Methodik des Kent-Schemas (Kent, Synthesis, Complete usw.) nur unzureichend lösbar sind. Die Repertorisation nach Bönninghausen hat sich hier vielfach als wegweisende Alternative bewährt. Sie eröffnet eine andere Perspektive auf die Anamnese und Fallauswertung.
Für die Anwendung dieser Methode ist eine eigene Schulung erforderlich. Bönninghausens Rubriken sind zwar auch in den Repertoriumsvarianten nach Kent sowie in Bogers "General Analysis" und "Synoptic Key" integriert, doch wurden Wertigkeiten dorthin blind, d. h. in Unkenntnis oder Missachtung der Denkweise Bönninghausens übertragen, was die Effektivität der Fallanalyse enorm mindern und somit auf falsche Spuren führen kann.
Das Besondere an Bönninghausens Vorgehen ist die Kunst, mit wenigen, aber sehr wesentlichen Symptomen auf verblüffend schnelle Weise zur passenden Arznei zu gelangen. Der Fokus liegt dabei, wie bei den alten Meistern üblich, auf der Hauptbeschwerde des Patienten, oder, wie Hahnemann es im Organon ausdrückt, auf dem "zu Heilenden".
Matthias Richter ist nach über 20 Jahren Praxis, mit vergleichender Anwendung verschiedener Repertorisationsmethoden, ein besonderer Liebhaber und Kenner der Analysemethoden Bönninghausens und Bogers geworden. Er plädiert dafür, dass wir uns bei der Fallbetrachtung von theoretischen Denksystemen, Deutungsversuchen und Dogmen befreien sollten, weil sie den ganzheitlichen Blick trüben oder verstellen können. Dazu erläutert er, welche Patienten von der Bönninghausen-Methode am ehesten profitieren werden und für wen sie eher ungeeignet ist.
Darüber hinaus betont Richter die Bedeutung der manuellen Repertorisation. Die "eigenhändige" Vorgehensweise diszipliniere, im Zeitalter der Computerrepertorisation, zum kreativen Nachdenken über das Wesentliche eines Falles. Seine Erfahrung zeigt auch, dass tiefgreifende Heilungen oft genug mit Arzneien erreicht werden, die dem klischierten "Typus" eines Arzneimittelbildes überhaupt nicht ähneln. Wer die alterprobten Homöopathika von solchen "Bildnissen", die seines Erachtens aus rein didaktischen Gründen entworfen wurden, befreien kann, entfaltet ihr großes Potenzial als wahre Polychreste ("vielnützige" Mittel).
Im kreativen, aber auch kritischen Umgang mit Bönninghausens Therapeutischen Taschenbuch, finden wir entscheidende "Winke" (Hahnemann) auf die passenden Arzneien. Umsicht und Geschick im Umgang mit Mittelfolgen und Folgemitteln ermöglicht Bönninghausens System der "Concordanzen". Die darin verzeichneten Homöopathika können bei chronischen Krankheiten oftmals im Sinne einer "Cur" (Hahnemann, Organon) verordnet werden.
Klar strukturiert, mit viel Hintergrundwissen und anhand aufschlussreicher Fallbeispiele vermittelt und vertieft Matthias Richter eine empfehlenswerte, alt bewährte Alternative im Dschungel kursierender Methodenlehren. Das Seminar ist für Lernende wie Praktizierende gleichermaßen eine große Bereicherung.
Eine gekonnte Heranführung an die Arbeitsweise der Pioniere, ohne heroisierende Mythen- und Legendenbildung, dafür mit unmittelbarem Praxisbezug.
>>>Die Fallanalyse nach von Bönninghausen. Einführung in die Methodik"Die Summe der charakteristischen Symptome, nicht der Krankheit, sondern vielmehr der Arznei, ist das Entscheidende, ja sogar beinahe einzige, worauf der Blick mit größter Aufmerksamkeit gerichtet werden muss." (Clemens Maria Franz von Bönninghausen)
Mit der Einführung neuer Begriffe und Konzepte stellte von Bönninghausen der homöopathischen Praxis seiner Zeit eine schlüssige und äußerst zuverlässige methodische Basis zur Verfügung. Hahnemann erachtete in ihm den ebenbürtigen Schüler, der die Prinzipien der Homöopathie bis ins Tiefste durchdrungen hatte. Nur von ihm hätte er sich behandeln lassen wollen.
Das "Therapeutische Taschenbuch" v. Bönninghausens war bis zum Erscheinen von Kents Repertorium eines der wichtigsten und gebräuchlichsten Handwerkszeuge. Es ermöglichte gerade auch in schwierigen Fällen, schnell und sicher die passende Arznei zu finden. Bis heute hat es von seiner Praxisrelevanz nichts eingebüßt, sofern die zugrunde liegende Methodik beherrscht wird.
Die Vorgehensweise v. Bönninghausens unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von der heutzutage vorherrschenden Repertorisation nach Kent. Das Hauptsymptom (mit Lokalisation, Modalität und Begleitsymptomen) bekommt bei v. Bönninghausen einen wesentlich höherer Stellenwert, während bei Kent die Gesamtheit aller Symptome, unter besonderer Berücksichtigung des § 153 Organon maßgeblich ist.
Aufgrund ihrer klaren Systematik gestaltet sich die Arbeitsweise v. Bönninghausens daher meist einfacher, geradliniger und unkomplizierter als bei Kent. Relativ zügig erbringt sie klare und effektive Ergebnisse und bleibt dabei stets objektiv - mit der Folge einer hohen Zuverlässigkeit und Verschreibungssicherheit, gerade auch in symptomarmen Fällen. Von Bönninghausens Analysemethode verweist aufgrund der Berücksichtigung von Polaritäten zudem auf relative und absolute Kontraindikationen für Arzneien. Der begrenzte Arzneiumfang von gerade mal 125 Arzneien reicht aus, um in über 80% der Fälle sicher das passende Simile sicher zu treffen.
Eckart von Seherr-Thohs, erfahrener Bönninghausen-Kenner, stellt hier seine Arbeitsweise höchst anschaulich dar und vermittelt sie schrittweise an Hand ausgewählter Fälle. Die Anwendung dieser Methode hatte bei ihm eine deutlich erfolgreichere Verschreibungsdichte zur Folge - bei zugleich geringerem Aufwand.
Für Studierende und Praktizierende der klassischen Homöopathie gleichermaßen eröffnet das Werk v. Bönninghausens eine Ergänzung und eine Erweiterung ihrer homöopathischen Analyse-Repertoires.
Diese umfassende theoretische und praktische Einführung in die Methodik eines genialen Homöopathie-Pioniers stellt die enorme Praxistauglichkeit seines heute zu Unrecht oft wenig beachteten Werks eindrucksvoll unter Beweis und macht es unmittelbar anwendbar.
Themen des Seminars:
- Das charakteristische Symptom und der § 153 Organon
- Haupt- und Nebensymptome
- Die Idee des Genius als Grundlage des Therapeutischen Taschenbuchs (TTB)
- Die Arbeit mit dem TTB: Aufbau und zugrunde liegende Prinzipen
- Das Krankenexamen
- Polaritäten und Polaritätenanalyse
- Die Mittelwirkung
- Absicherung der Arzneiwahl
u. v. m.
Querverweise & weitere Hauptthemen der Titel
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