Die Fallanalyse Bogers ist eine der drei großen klassischen der Methoden, um einen Fall auszuwerten und die passende Arznei zu finden. C. M. Boger verknüpfte und vereinfachte die entscheidenden Elemente der Ansätze von Bönninghausens und Kents. Indem er sowohl die Symptome der Arznei als auch des Patienten generalisierte und abstrahierte, verdichtete und präzisierte er ihren Informationsgehalt aufs Wesentliche - den "Genius" von Patient und Arznei.Eckart von Seherr-Thohs hat sich in den vielen Jahren seiner praktisch homöopathischen Arbeit intensiv mit der Boger-Methode auseinandergesetzt. Anlässlich des 17. Dresdner Homöopathie-Tages erläutert er Bogers Konzept, sowohl theoretisch als auch praktisch, anhand eigener Fälle.
Zunächst stellt der Referent die Geschichte der homöopathischen Fallanalyse und der verschiedenen Repertorisationsarten vor, die sich dabei entwickelt haben. Leicht nachvollziehbar und an anschaulichen Beispielen erläutert er wie sich das "General Analysis" und der "Synoptic Key" von Boger als Erweiterungen des Genius-Konzepts von Bönninghausen entwickelt haben. Entscheidend für das Erkennen des Genius ist der Blick auf das Ganze, eine Art Vogelperspektive: Im Unterschied zu den Detailrubriken des Kent´schen Repertoriums umfassen die Boger-Rubriken allgemeinere Aspekte von Symptomen. So zerlegt Boger Symptome in Komponenten, also sich wiederholende Merkmale (wie Modalitäten, Schmerzqualitäten, Allgemeinsymptome etc.). Sie zeigen den roten Faden des Falls und sollen sich im Genius der Arznei wiederfinden lassen. Biographische Wurzeln sowie Aspekte des Gemütszustands können am Ende den Ausschlag in der differenzierenden Arzneibestimmung geben. Durch die Reduzierung des Repertoriums auf Symptomkomponenten gestaltet sich die Arbeit mit dem Repertorium zudem einfacher und übersichtlicher.
Daher ist die Boger-Analyse dann besonders hilfreich und bewährt, wenn Allgemeinsymptome im Vordergrund stehen, ein Fall also eher arm an (detailreichen) Symptomen ist, wie bei einseitigen Erkrankungen. Eindrucksvoll demonstriert von Seherr-Thohs die Umsetzung des Konzepts anhand verschiedener beispielhafter Praxisfälle, um diese Methodik in ganz unterschiedlichen Situationen und mithilfe verschiedener Quellen Bogers (SK und GA) und Bönninghausens (Taschenbuch) zu verdeutlichen. In einem der Fälle greift der Referent ergänzend auf eine moderne Variante des Boger´schen Konzepts zurück, das Phatak-Repertorium.
Mit seiner großen Literaturkenntnis, seiner langen Praxiserfahrung und der klaren und übersichtlichen didaktischen Struktur macht Eckart von Seherr-Thohs Bogers Ansatz auf begeisternde und überzeugende Weise für die therapeutische Praxis zugänglich - gerade auch für Einsteiger.
Wichtige Begriffe und Aspekte der Fallanalyse:
- die Vogelperspektive als Blick auf das Ganze
- die anatomische Wirkrichtung (Organ- und Gewebebezug)
- die "Verankerung" als roter Faden
- die pathologischen Allgemeinsymptome als "Idee" der Pathologie
- der Gemütszustand als "Zünglein an der Waage" von höchster Priorität
Vorgestellte Fälle:
- Tourette-Syndrom
- Epidermolysis bullosa
- Prostatahypertrophie, Bradykardie
- Extreme Schwäche
- Konnatale Myopathie
- Kopfschmerzen
- Schmerzhafte Wehen, beginnendes Atemnot-Syndrom
Extra-CDR mit Seminarmaterial
Das Set beinhaltet neben dem Mitschnitt eine zusätzliche CD-Rom, auf der sich die im Seminar gezeigte Powerpoint-Präsentation des Referenten als PDF befindet. >>>C. M. Bogers Synoptic Key. Konzept und Anwendung"Man hat lange im Glauben gelebt, man brauche nur ein Repertorium zu benutzen und habe damit schon alles, um Homöopathie zu betreiben."
Vor- und zugleich Nachteil der neuzeitlichen Großrepertorien ist ihr stark gestiegener Umfang - eine Folge des Strebens nach verlässlicher Vollständigkeit. Die bekannten Kent-Derivate (Synthesis, Complete u. a.) werden dadurch jedoch nicht nur in ihrer Handhabung schwerfälliger. Auch der praktische Nutzen nimmt - wie viele erfahrene Behandler feststellen - eher wieder ab, wenn die Zahl der Eintragungen aus (zumal unterschiedlich zuverlässigen) Quellen ins Unüberschaubare wächst. Viele Rubriken (Symptome) sind dann nämlich kaum noch unterscheidbar, was zu einem schmerzlichen Verlust an fallanalytischer Trennschärfe führt, auf Kosten sicherer Arzneifindung.
Konsequenterweise besinnen sich viele Homöopathen daher auf die bewährten Werkzeuge der alten Meister, die sich primär an pragmatischer Praxisrelevanz orientieren und auf klaren Analysemodellen beruhen (z. B. der Präferenz klarer Modalitäten und konsistenter Charakteristika). V. Bönninghausen, Boger oder Jahr verschrieben auf der Basis ihrer profunden Arzneimittelkenntnis und sicherer Indikationen. Die Benutzung von Repertorien war damals eher unüblich, soweit es überhaupt schon erste Ansätze gab.
Bogers straffe Reduktion relevanter Materia Medica-Informationen auf das Wesentliche bildet hier sowohl quantitativ als auch qualitativ einen Kontrapunkt gegenüber den üblichen modernen Repertorien, die Zigtausend Seiten umfassen. Genau das macht Bogers Werk aktuell und unverzichtbar in unserer Zeit, die gerade auch im homöopathischen Alltag mit Unwesentlichkeiten überfrachtet ist.
Der Synoptic Key, eines seiner herausragendsten Werke, bietet demgegenüber eine geradezu geniale Alternative: Aufgrund seiner komplexen und in sich schlüssigen Struktur ist der Synoptic Key ein Meisterstück ökonomischer Informationsverdichtung, mit universeller Anwendbarkeit. Dr. Jens Ahlbrecht gilt - auch aufgrund seiner verlegerischen Tätigkeit - als weithin geschätzter Experte für klassische Werke. Im vorliegenden Seminar stellt er den SK ausführlich sowie praxisnah vor.
Das Werk gliedert sich in drei Teile, die aufeinander verweisen und sich ergänzen. Das kleine, aber feine Repertorium umfasst ein komprimiertes Ensemble aus Allgemein- und Lokalrubriken im Kopf-zu-Fuß-Schema, basierend auf einer überschaubaren Zahl an Arzneien. Die detaillierte Überprüfung möglicher Mittel geschieht dann in der sogenannten Synopse - dem Materia-Medica-Teil des Buchs. Der rote Faden des Falls wird dabei anhand des inneren Zusammenhangs der Symptome geknüpft.
Der besonders interessante dritte Teil, das sogenannte Ergänzungsregister*, stellt in Form von Querverweisen, Merkhilfen, Ergänzungen und vorläufigen Einträgen eine Art Experimentierkasten dar. Boger selbst veränderte seinen SK immer wieder - verbunden mit der Empfehlung, jeder Homöopath möge sich doch sein persönliches Repertorium erarbeiten, das der eigenen Denk- und Wahrnehmungsstruktur am besten entspricht.
Die innere Struktur dieses zugleich kompakten und komplexen Werks, mit seinen vielseitigen Kombinationsmöglichkeiten, erfordert analytische Kreativität und bedarf nur anfänglich einer gewissen Mühe, um die vielfältigen analytischen Wege und Optionen auszuloten und einzuüben. Als Lohn wird man mit diesem Werk - wie mit keinem anderen - in die Lage versetzt, bei relativ wenig Zeitaufwand sogar komplizierte Fälle sicher zu lösen.
Wie im Einzelnen vorzugehen ist und welche Fallstricke sowie Gefahren zu berücksichtigen sind, verdeutlicht Jens Ahlbrecht in diesem Seminar auf bekannt solide und zugleich humorvolle Weise, anhand einer Vielzahl unterschiedlichster Fälle aus der Literatur und der eigenen Praxis.
"Wir müssen unsere Arzneien kennen, wie wir unsere Freunde kennen."
(S. M. Close und E. E. Case)
Ein didaktisch ausgezeichnetes Methodik-Seminar, das ein weltweit geschätztes und bewährtes Grundwerkzeug der Homöopathie im praktischen Alltag nutzbar macht!
Aus: Ahlbrecht, Jens: C. M. Bogers Synoptic Key. Konzept und Anwendung (DD-2172)
Querverweise & weitere Hauptthemen der Titel
Arzneimittelfindung Bönninghausen Charakteristika Fallanalyse General Analysis Kent Repertorisation Repertorium Symptomatik Synoptic Key
Boger|Vorträge & Seminare|CD MP3 Download DVD|Methodik Theorie Krankheit Behandlung