Dr. Johannes Latzel ist homöopathischer Arzt in Freiburg und betreibt das Institut für systemische Homöopathie. Er ist Mitbegründer und langjähriger Mitgestalter der Freiburger Universitätsabende. Neben der Verbindung von Aufstellungsarbeit und Spiritualität zur Homöopathie widmet sich Dr. Latzel immer wieder auch der Erforschung seltenerer homöopathischer Arzneien.
Homöopathie ist per se eine spirituelle (Hahnemann: geistartige) Medizin. An diesem Abend zeigt Dr. Latzel das große spirituelle Potenzial homöopathischer Behandlung (und der Arzneien) auf, das in der Homöopathie zunehmend deutlich wird und sich in neueren homöopathischen Ansätzen wie dem von Rajan Sankaran (Krankheit = Täuschung, Heilung = Bewusstwerdung), Jürgen Becker (C4-Homöopathie), Andreas Krüger und Hans-Jürgen Achtzehn (Prozessorientierte Homöopathie, Ikonographie) und bei vielen anderen zeigt.
>>>Spiritualität und Aufklärung. In der Heilkunde und Homöopathie"Der Mensch der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird gar nicht mehr sein." (Karl Rahner)
Ein starkes geistiges Ungleichgewicht bestimmt unsere westliche Kultur. Seit der Aufklärung hat das rationalistische, an materiellen Werten und messbaren Zahlen orientierte Weltverständnis die spirituellen Aspekte und Ebenen des Lebens weitgehend verdrängt. Die strikte Trennung zwischen äußerer ("objektiver") und innerer ("subjektiver") Erfahrung unter dem Primat mathematischer Messbarkeit führte zur Illusion der völligen Beherrschbarkeit der (äußeren) Welt mittels Naturwissenschaft/Technik und zur Abkopplung der Ethik (Moral) vom Handeln.
Wie kam es zu dieser Abspaltung und was bedeutet sie für uns als Homöopathen? Prof. Dr. Harald Walach geht in seinem inspirierenden Vortrag zunächst auf die Geschichte dieser Abspaltung ein. Im Zuge der Aufklärung und der folgenden Verdrängung des Religiösen/Spirituellen aus dem gesellschaftlichen Diskurs begann die Wissenschaft das entstandene Vakuum zunehmend auszufüllen, mit dem Anspruch, endgültige Antworten auf die drängenden Menschheitsfragen zu geben - ein Trugschluss, wie heute zunehmend deutlich wird.
Jeder (offene) Mensch kennt eigene spirituelle Erfahrungen und braucht sie auch. Da jedoch ein akzeptierter oder gar geschulter Kontext für deren Einordnung fehlt, werden sie meist ignoriert oder abgewertet. Disziplinen wie die Homöopathie, die einen starken spirituellen Aspekt in sich tragen, werden von "naturwissenschaftlich" orientierten Skeptikern nicht nur in Frage gestellt, sondern aggressiv attackiert. Davon relativ unbeeindruckt suchen viele Menschen jedoch weiterhin nach der fehlenden Seite im Leben, was das große Interesse an der Homöopathie nachvollziehbar macht - auch als Alternative zu einer technisierten, kostspieligen und folgenreichen Spezialisten-Medizin.
Daher sollten wir uns gerade als Homöopathen auf die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Geistesschulung besinnen. Ihr Sinn ist unter anderem eine erhöhte Präsenz und aufmerksame Wahrnehmung für sich selbst und für Patienten, beispielsweise das Bemerken von Übertragungsphänomenen, da wir sonst als Behandler leicht in die Irre geraten.
Ein engagiertes, weitreichendes Plädoyer für eine zukunftsweisende Verbindung zwischen Aufklärung und Spiritualität, für eine Wissenschaft, die beide Seiten würdigt - auch in der Homöopathie.
Aus: Walach, Harald: Spiritualität und Aufklärung. In der Heilkunde und Homöopathie (IH-271)
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